Die abschließende 12. Regel des Buches 12 Rules for Life trägt im Original den Namen: Pet a cat when you encounter one on the street.
Im Deutschen heißt es so viel wie: Läuft dir eine Katze über den Weg, dann streichle sie.
Jordan beschreibt darin die sehr lange und schwere Leidenszeit seiner Tochter Mikhaila, welche von klein auf mit verschiedensten Knochenkrankheiten und den Nebenwirkungen der dafür verschriebenen Medikamente zu kämpfen hatte.
Kurze Zeit sah es so aus, als benötige sie im Teenager-Alter bereits eine neue Hüfte. Gar eine Amputation stand im Raum.
Jordan befasst sich in diesem Kapitel insbesondere mit den schrecklichen und nicht verhinderbaren Leiden des Lebens. Der Lese erhält sehr intime Einblicke darüber wie es in der Gefühlswelt der Familie aussah und wie es ihnen gelang diese grauenhafte Zeit zu überstehen.
Ohne Verletzbarkeit gibt es auch keine Menschlichkeit
In einem Gedankenspiel stellte sich Jordan vor, was zu tun wäre, damit sein Sohn unverwundbar wäre. Er kommt auf den Schluss, dass das nur möglich wäre, wenn er quasi zu einem unzerstörbaren Roboter werden würde. Damit jedoch, würde es ihn tatsächlich gar nicht mehr geben - zumindest nicht die süße, wunderbare, menschliche Seite seines Sohnes.
Passend dazu beschreibt Jordan die Entwicklung der Superman Comics. Je mehr Superkräfte der Comicfigur zugeschrieben wurden und je unbesiegbarer er wurde, desto weniger verkauften sich die Geschichten mit der Zeit. Eine Superheld, welcher alles kann, ist nicht mehr bewundernswert. Er ist nicht mal mehr ein Held.
Was Jordan damit sagen möchte ist folgendes.
Jede erdenkliche Art zu sein erfordert Limitierung. Vielleicht liege das daran, da das Sein nicht statische Existenz, sondern auch Werden erfordert - und Werden bedeutet, mehr oder zumindest etwas anderes zu werden. Das ist nur möglich, wenn etwas begrenzt ist.
Wir und alle Menschen sind begrenzt. Wir sind alle verletzbar und werden früher oder später sterben. Wir alle haben unsere Limits. Unsere unperfekten Seiten.
Es mag wie ein billiger Kalenderspruch klingen, doch es sind genau diese Unperfektheiten, welche uns erst bewundernswert und liebenswert werden lassen.
Würden unsere Kinder, Partner oder Freunde das nicht haben und wären stattdessen unverwundbar und frei von sämtlichen Limits, dann wären sie nicht mehr die Menschen, welche wir so unendlich lieben gelernt haben.